Der Abschiedsbrief eines Hundes

 

                                                               Der Abschiedsbrief eines Hundes

 

Man sagt immer nach dem Regen kommt die Sonne und am Ende des Tunnels gibt es Licht.

Doch ich sehe kein Licht.
Ich sehe auch keine Sonne.

Ich bin männlich und befinde mich in Delgada auf den Azoren,
in einer Tötungsstation.

Nein, wie ihr auf dem Bild sehen könnt,
mir geht es nicht gut.
Meinen Freunden hier geht es auch nicht gut,
wir leiden.
Sie sagen, sie töten wenn es zu voll ist...
und es ist voll.

Ich werde gerade mal auf 2 Jahre geschätzt
und jetzt soll es schon vorbei sein?

Jetzt soll ich die Welt verlassen,
bevor ich sie gesehen habe?

Nein, die Welt habe ich nicht gesehen,
aber die Hölle.
Ich lebe in ihr.

Ich wollte doch auch nur ein Stückchen Glück,
Menschen die mich lieben.
Stattdessen durfte ich in 2 Jahren nur Hass erfahren.

Einmal ein Stöckchen holen,
nach einem Ball hetzen,
zufrieden ins Körbchen gehen und einfach glücklich sein.

Einmal die Welt durch die fröhlichen Augen eines Familienhundes sehen und meinen Magen füllen ohne zu teilen.

Von einem verregneten Spaziergang in die beheizte Wohnung kommen und mich in die warme Hundedecke kuscheln.

Nein, ich sehe kein Licht.
Ich sehe auch keine Sonne
und wenn du diesen Abschiedsbrief hier liest, habe ich vielleicht schon für immer die Augen geschlossen.
Doch wenn du zufällig auf der Suche nach einem treuen Begleiter bist,
dann schreib mir zurück.

in Liebe,
Ein Namenloser Hund